
Inhalt
- Auto mit Blechschaden: Definition und was darunter zu verstehen ist
- Blechschaden nach einem Unfall: Tipps, wie man sich richtig verhält
- Blechschaden am Auto selbst reparieren: So funktioniert es
- Blechschaden-Reparatur: Mit diesen Kosten muss gerechnet werden
- Auto mit Blechschaden als Gebrauchtwagen: Regeln bei An- und Verkauf
Auto mit Blechschaden: Definition und was darunter zu verstehen ist
Der Begriff Blechschaden gehört zum Alltagswortschatz und das nicht nur bei Personen, die ein Auto besitzen: Fahrzeuge mit Blechkarosserie sind schließlich verwundbar – das gilt besonders für urbane Gebiete mit einem hohen Verkehrsaufkommen. Wie ist ein entstandener Mangel an der Fahrzeughülle aus rechtlicher Sicht zu bewerten?
Passiert ein Unglück, stellt sich – neben dem Wohlbefinden der Beteiligten – auch die Frage im Hinblick auf die versicherungstechnische Lage: Wie ist ein Blechschaden zu bewerten? Zumeist handelt es sich um einen “Bagatellschaden”, der bezogen auf das gesamte Fahrzeug lediglich an der Oberfläche bleibt und nicht in die darunter liegende Kfz-Technik eingreift. Das urteilte ein Gericht, als es um eine Streitigkeit beim Gebrauchtwagenkauf ging.
Dass es aufgrund eines Blechschadens vor Gericht geht, ist selten der Fall. Nichtsdestotrotz gibt es rechtlich eine Unterscheidung, die von Bedeutung werden kann.
Blechschaden gleich Bagatellschaden? Worin der Unterschied besteht
Obwohl Blechschaden und Bagatellschaden wie ein Synonym füreinander wirken, ist das genau genommen nicht der Fall. Die (deutsche) Rechtsprechung ist zuweilen komplex und gerade bei Zwischenfällen im Verkehr oder insbesondere auch einem späteren Verkauf als Gebrauchtwagen ist eine genauere Unterscheidung vorzunehmen:
- Blechschaden: Schaden ausschließlich am Lack des Autos, in Form von Kratzern oder Beulen bzw. Dellen.
- Bagatellschaden: Kleiner Schaden am Auto, unabhängig vom Fahrzeugteil. Zumeist am Lack, jedoch nicht zwangsläufig.
Durch eine Bagatelle wird der Wert eines Fahrzeuges in der Regel kaum oder nur marginal vermindert, das hängt allerdings maßgeblich von der Beschaffenheit des Modells ab: Blechschäden an älteren Autos wiegen weniger schwer, als wenn ein luxuriöser Neuwagen davon betroffen ist. Ein Bagatellschaden ist in letzterem Fall aufgrund der mutmaßlichen Schadenshöhe unwahrscheinlich.
Der Begriff “Bagatellschaden” spielt im Zusammenhang mit der Klassifizierung durch die Kfz-Versicherung eine bedeutende Rolle, wenn es um die Einordnung von Unfallschäden geht. So basiert die Bewertung letztlich auf der Veranschlagung von Reparaturkosten für das Auto mit Blechschaden. Als Richtwert für einen Bagatellschaden gilt seit einem BGH-Urteil 2004 übrigens ein Schadensumfang von etwa 700 bis 750 Euro.
Blechschaden nach einem Unfall: Tipps, wie man sich richtig verhält
Sollte es im Straßenverkehr krachen und mehr als ein Blechschaden ist (hoffentlich) nicht passiert, heißt es zunächst Ruhe bewahren. Anschließend sollte gewisse Vorgehensweise berücksichtigt werden, um späteren Ärger zu vermeiden:
- Prüfen, ob es verletzte Personen gibt
- Mögliche Verkehrsbehinderung auflösen und Straße räumen
- Begutachtung des Schadens und gewissenhaftes Dokumentieren (anhand von Bildern)
- Kontaktdaten mit Beteiligten austauschen: persönliche Daten, Versicherung, Kennzeichen
Blechschaden nach Unfall: Fehler, die man vermeiden sollte
Im Gegenzug gibt es Dinge, die man sich auch nach einer vermeintlichen “Lappalie” im Straßenverkehr nicht leisten sollte. Folgende Reaktionen sind in Folge eines Blechschadens (vor allem bei Beteiligung anderer Autos) problematisch:
- Fahrerflucht begehen: Es reicht nicht, nur Kontaktdaten zu hinterlassen. Wer nicht auf den Geschädigten wartet oder die Polizei ruft, entfernt sich unerlaubt vom Unfallort – und begeht laut Straßenverkehrsgesetz eine Straftat. Typische und oft eintretende Fälle in Verbindung mit Sachschaden sind Parkrempler und abgefahrene Außenspiegel. Wem das passiert, der sollte sich bei der Polizei melden – sofern der andere Fahrzeughalter nicht anwesend ist.
- Schuldeingeständnis unterschreiben: Die Ursache für den Zwischenfall ist manchmal nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Wem ein beim Autofahren ein Missgeschick passiert, der sollte sich nicht zu einem (schriftlichen) Schuldeingeständnis hinreißen lassen. Manchmal ist der erste Eindruck nicht objektiv und/oder eine Person agiert voreilig.
Blechschaden der Versicherung melden? So ist die Sachlage
Versicherungsrechtlich stellt sich die Frage, ob ein Blechschaden gemeldet werden soll. Hier spielt eine Rolle, dass bei einem vermeintlichen Bagatellschaden die Kosten für den Gutachter durch Versicherungen oftmals nicht übernommen werden. Wird Wert auf eine Schadensermittlung gelegt, bietet sich die Fahrt in eine Fachwerkstatt an. Dort kann ein Kostenvoranschlag für die Behebung des Blechschadens eingeholt werden. Sollten die Kratzer oder Beulen am Lack aller Voraussicht nach gravierender sein, ist die Bevorzugung eines Gutachters ratsam. Diese Sachverständigenkosten sind von der Schadensregulierung der zuständigen Kfz-Versicherung zu übernehmen. Wie der ADAC erläutert, reicht zur Begleichung von Bagatellschäden bis etwa 1.000 Euro zumeist der Kostenvoranschlag einer Werkstatt sowie Bilder von dem am Auto entstandenen Schaden.
Bei Blechschaden die Polizei rufen? Wann es Sinn macht und wann nicht
Die Polizei ist bei Unfällen nicht für die Klärung der Schadensübernahme zuständig. Wenn es sich lediglich um einen kleinen Blechschaden am Auto handelt, sollte davon abgesehen werden, die Polizei zu verständigen. Jedoch gibt es Voraussetzungen, dass die Ordnungshüter auch bei kleineren Blechschäden anrücken. Und zwar wenn…
- Personen verletzt sind
- Mietwagen oder Firmenwagen involviert
- Keine Einigung zwischen den Beteiligten möglich ist
Blechschaden am Auto selbst reparieren: So funktioniert es
Ist man dazu imstande, bietet es sich an, den am Auto entstandenen Blechschaden selbst zu reparieren. Das spart in der Regel viel Kosten im Vergleich zu einem Werkstattbesuch. Die eigene Reparatur von Karosserie-Problemen lässt sich prinzipiell anhand von zwei Möglichkeiten durchführen:
Tausch des Karosserieteils: Wenn das Blechkleid beschädigt ist, kann das entsprechende Bauteil, beispielsweise Kotflügel oder Motorhaube, neu gekauft und lackiert werden. Danach wird das verbeulte Fahrzeugteil gegen die neue Komponente getauscht.
Die Kosten sind von der Größe des zu erneuernden Bauteils abhängig: Ein kleiner Kotflügel ist preiswerter als eine lange Motorhaube. Kostspieliger ist ein Wechsel der Tür, aufgrund der verbauten Elektronik (Fensterheber, Zentralverriegelung). Und das war es noch nicht: Im Anschluss kommt das Lackieren der entsprechenden Komponenten hinzu.
Wählt man diese Möglichkeit, lässt sich im Vergleich zur professionellen Reparatur zwar Geld sparen – auf der anderen Seite ist die Prozedur zeitintensiv. Zudem gibt es eine günstigere Methode, wie Autobesitzer einen Blechschaden bewältigen:
Ausbeulen und Nachlackieren: Handelt es sich um einen kleinen Makel am Lack, kann der Blechschaden durch Ausbeulen behoben werden. Eine Entscheidung darüber hängt auch vom Fahrzeug ab – bei einem teureren Modell mit Metallic-Lackierung sind Dellen oder auch Kratzer oft schneller zu sehen, sind unerfreulicher und möchten demzufolge qualitativ hochwertiger repariert werden.
Finanziell lohnt sich das selbst Ausbeulen eines Blechschadens: Eine kleine Delle ist nach erfolgreicher Anwendung oftmals nicht mehr zu sehen. Abhängig von der Tiefe der Delle kann die Reparatur zudem erfolgen, ohne dass der Lack Schaden nimmt. Das ist (abgesehen vom Belassen) die preiswerteste Variante, erforderlich ist lediglich richtiges Zubehör. So kann bereits ein einfaches Reparatur-Set genügen, um einen Blechschaden auszubessern.
So hat das Ausbeulen gegenüber dem Tausch von Karosserieteilen gravierende Vorteile:
- Keine Kosten für den Kauf eines kompletten Karosserie-Bauteils.
- Gar kein oder günstigeres Lackieren (mitunter entstanden durch das Ausbeulen).
Blechschaden-Reparatur: Mit diesen Kosten muss gerechnet werden
Wird ein möglichst perfektes Ergebnis gewünscht, empfiehlt sich das Aufsuchen eines Spezialisten. Wenn ein Blechschaden entstanden ist, wählen daher viele Menschen die Fahrt in eine Werkstatt. Das ist zwar teurer, spart jedoch Zeit: Erfolgt die Reparatur eines Blechschadens im spezialisierten Betrieb, ist es preislich von Vorteil, wenn die Werkstatt zudem eine eigene Lackiererei hat. Manche Werkstätten sind Experten im Bereich Karosserie, es gibt zudem “Beulendoktoren”, die für die Behebung von Blechschäden zuständig sind. Derartige Ansätze sind immer noch wesentlich preiswerter als eine Reparatur mit Ersatzteil und entsprechender Lackierung.
Mit welchen Kosten ist zu rechnen, wenn der Blechschaden am Auto selbst repariert wird? Befindlichkeiten am Lack können bereits mit Lackpolitur bekämpft werden, die es im Handel für Kosten ab 10 Euro zu kaufen gibt. Für qualitativ bessere Ergebnisse empfiehlt sich der Griff zu höherpreisigen Produkten.
Beim professionellen Service richten sich die Preise zunächst nach der Reparaturmethode, welche die Werkstatt auswählt. Für kleinere Schäden am Lack und ohne Dellen bieten Werkstätten “Smart Repair”-Verfahren an – hier kommt man teilweise unter 100 Euro weg. Jedoch können die Reparaturkosten bei Beulen mancherorts auch einige Hundert Euro betragen. Bei einem Hagelschaden kann es freilich teurer werden.
Beim Kauf eines Karosserieteils inklusive Lackierung und Arbeitsstunden wird es wesentlich kostspieliger. Ist das Bauteil mit Blechschaden schwer beschädigt, so dass es ersetzt werden muss, hängt der Preis auch von der Qualität ab: Originalteile von Edel-Herstellern sind exklusiver und damit auch teurer. Bei der Erneuerung derartiger Autos sind Reparaturkosten von mehreren Tausend Euro nicht utopisch. Allein die Lackierung eines Kotflügels fällt in der Regel mit mehreren Hundert Euro ins Gewicht.
Auto mit Blechschaden als Gebrauchtwagen: Regeln bei An- und Verkauf
Vom Unfallauto ist die Rede, wenn in der Fahrzeughistorie schonmal eine unvorhergesehene, äußere Einflussnahme den Zustand beeinträchtigt hat. Inwieweit ist die Blechschaden-Historie eines Autos beim Kaufen bzw. Verkaufen zu berücksichtigen?
Schließlich entscheidet die Begriffsverwendung darüber, ob der Gebrauchtwagen schnell mal Tausende Euro weniger einbringt, als ohne diese Stigmatisierung.
Bagatellschäden im niedrigen Bereich müssen beim Weiterverkauf laut Rechtsprechung nicht angegeben werden. Das unterlegt der Bundesgerichtshof (BGH) mit verschiedenen Urteilen. Bei der Sachlage ist der Unterschied zwischen Unfallschaden und Bagatellschaden rechtlich somit von Relevanz. Ein beschädigtes Auto möchte man in der Regel nicht kaufen – es sei denn, man hat es aus unterschiedlichen Gründen auf ein Unfallauto abgesehen.
Alles, was umgangssprachlich als Unfall bezeichnet wird, geht in der Regel nicht als kleiner, zu verschweigender Mangel durch. Vielmehr tun Gebrauchtwagenkäufer gut daran, auch kleine Lackprobleme mit in den Kaufvertrag aufzunehmen. Andernfalls kann der Käufer zurücktreten (“arglistische Täuschung”) – wenn der Mangel entdeckt wird und in der schriftlichen Vereinbarung von “unfallfrei” die Rede ist. Auch Schadensersatz kann die Folge sein. Wurde bei der Karosserie jedoch Rost ausgebessert oder befinden sich Probleme wegen Feuchtigkeit oder Verschleiß am Auto, hat das nichts mit einem Unfall zu tun.
Wird ein Gebrauchtwagen besichtigt, ist auch aus diesem Grund Aufmerksamkeit geboten: Kleinere Lackfehler am Auto weisen zumeist auf einen Bagatellschaden hin. Hinter einer Neulackierung kann ein größerer Unfall stecken.